Lebenslust und Gastfreundschaft

Ich war ja zIMG_0125u diesem Zeitpunkt schon von den Rumänen und deren Offenherzigkeit begeistert. Das lag vielleicht auch daran, dass ich mich so auf die Rumänen gefreut hatte. Ich glaube, die besten Erfahrungen in einem Land macht man eben gerade dann, wenn man die offene Einstellung mitbringt, die besonderen Seiten der Menschen, wo immer man gerade ist, kennenlernen zu wollen.

 


 

Wir standen auf einer Raststätte am Rande von Bukarest, von wo aus wir weiter nach Constanta ans Schwarze Meer trampen wollten. Dort trafen wir Cristian, der sofort begeistert von unserer Reise war und dem es eine große Freunde war uns mitzunehmen.  Er war ein junger Ingenieur, der gerade erst aus dem Irak zurückgekommen war, in dem er zwei Jahre gearbeitet hatte. Er war ein Beispiel dafür, warum das Trampen eine so großartige Sache ist. Für ihn war es spannend uns mitzunehen und wir alle genossen die Gesellschaft. Er musste nicht direkt nach Constanta, sondern in eine Stadt namens Calarasi, bot uns aber an, uns am nächsten Morgen zur Autobahn nach Constanta zu fahren.

Als wir in der kleinen Stadt Calarasi nach einem Platz für unser Zelt Ausschau hielten, meinte Cristian: „I will pay you a hotel room.“ Wir entgegneten, dass wir ein so großzügiges Angebot nicht annehmen könnten. Nach einer kurzen Pause fragte er auf eine ehrliche Art zurück: „Why you can’t? … It is my pleasure to do that. So let me do that!“ Da verstand ich, dass er es wirklich meinte und war beeindruckt von seiner Gastfreundschaft gegenüber zwei Leuten, die er gerade mal zwei Stunden zuvor an einer Raststätte aufgesammelt hatte. Er hielt bei einem Hotel, stieg aus und ging zur Rezeption. Wieder zurück, hatte er das Zimmer bereits bezahlt und wir mussten nur noch ein Formular ausfüllen. Nachdem wir alles ausgefüllt hatten, fragte er uns, ob wir noch Lust hätten, was trinken zu gehen. Da waren wir natürlich dabei.

 

DSC00793Als wir unser Zimmer sahen waren wir überwältigt. Man weiß nie, was als  nächstes passiert und wen man als nächstes trifft, dachte ich mir. Eine halbe Stunde später kam er mit dem Taxi ans Hotel, um uns abzuholen: „Hi, I also wanted to drink so I came by taxi!“ sagte er mit einem schelmischen Grinsen. In einer schicken und gemütlichen Bar bestellten wir ein Bier und unterhielten uns über unsere Reisepläne, über seine Zeit im Irak und über seine Pläne für die Zukunft. Als ich ihm zuhörte, war ich mir sicher, dass er auch eine gewisse Abenteuerlust in sich spürte und die Welt sehen zu wollen.

Trotz der Lust etwas in anderen Ländern zu erleben, hatte ich den Eindruck, dass er Rumänien von ganzem Herzen liebte. „I really think it is the perfect country“, sagte er überzeugt und ehrlich. Keineswegs verschloss er die Augen vor der Realität: „I know there are some problems in Rumania. The financial part is a big problem.“ Dann fügte er jedoch mit großem Nachdruck hinzu „But the people really know how to enjoy life.“ Ich musste zurückdenken, an die bisherige Zeit in Rumänien und konnte nur zustimmen.

DSC00789Irgendwann fingen wir an dieses Spiel mit der Münze zu spielen, bei dem man im Kreis herum, eine Münze anschnippst und diese so am Drehen halten muss. Wir spielten dieses Spiel voller Hingabe ohne uns darum zu kümmern, was die anderen um uns herum dachten. Wie einfach man doch eine coole Zeit haben kann! Auf die Tatsache, dass Cristian morgen doch um 6 Uhr aufstehen müsse, entgegnete er gegen 2 Uhr nachts: „Yes no problem, it will be fine!“ Als Cristian auf der Rückfahrt aus dem Taxi stieg, sagte er zu uns: „Das Taxi bringt euch zu eurem Hotel und ist schon bezahlt. Wann auch immer ihr aufwacht, ruft mich an, dann hol ich euch ab!“

Am nächsten Morgen nachdem wir ausgeschlafen und gefrühstückt hatten, holte uns Cristian ab, um uns wie geplant zur Autofähre zu bringen. Auf der anderen Seite der Donau lag links Rumänien und rechts war die Grenze zu Bulgaren.

 

DSC00794Am Ufer warteten wir auf die Fähre, als Cristian plözlich meinte: „I have actually never been over there at the Bulgarian site, I think I will join you…“ Als ich ihn fragte, ob er denn nicht zurück zur Arbeit müsse, entgegnete er mit einem breiten Grinsen: „Actually it is a holiday and officially I am not even working, so… it will be fine!“

DSC00802Hitchhiking boat

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IMG_0070Kinder auf der Bulgarischen Seite

 

DSC00809Am Nachmittag ging es dann wieder zurück nach Rumänien

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Cristian hatte uns erzählte, dass seiner Meinung nach das Donau-Delta der schönste Fleck Natur in ganz Europa sei. Darum hatten wir uns spontan dazu entschieden dort hin zu trampen und drei Tage durch die Gegend zu wandern.

 


 

Wandern im Donau-Delta

Das Donaudelta: nach den Galapagos-Inseln und dem Great Barrier Reef angeblich das drittartenreichste Bioreservat der Erde. Das einzigartige Netzwerk eng aneinander liegender schwimmender Inseln, Seen, Röhrichte sowie Auwälder bilden ein riesiges Angebot von Lebensräumen.