Komfort gegen Abenteuer und Ungewissheit

Ich hätte nicht gedacht, dass die ersten Tage so laufen werden. Im Moment liege ich hier in Österreich auf einer grünen Wiese, direkt am See und umringt von Bergen. Hier werde ich mein Nachtlager aufschlagen. Ich bin überrascht, wie glatt alles bis dahin lief. So angenehm und entspannt wird das sicher nicht immer laufen denke ich mir, als ich den Sonnenuntergang beobachte – und ich sollte schon bald Recht behalten.

Von Ochsenhausen bis hier in Österreich habe ich es mit nur drei Autos geschafft. Wenn ich zurückdenke, war doch ein wenig Unbehagen dabei, das komfortable Leben für die nächste Zeit erst einmal zurückzulassen. Vollkommen leicht ist mir das nicht gefallen. Nicht zu wissen, wo man schläft, wen man trifft und was man erlebt. Keinen Kühlschrank, an dem man sich bedienen kann. Alles an Proviant samt Hab und Gut trage ich auf dem Rücken. Mein Picknick hat dafür umso besser geschmeckt: Brot, Käse und Tomaten. Komfort eingetauscht gegen Abenteuer und Ungewissheit!

Morgens um halb 10 startete ich meine Reise und stellte mich dafür an eine Bushaltestelle in meinem Heimatort Ochsenhausen. Es war ein komisches Gefühl in meinem Heimatort mit dem Daumen an der  Straße zu stehen und ehrlich gesagt habe ich mir schon nach 10 Minuten gedacht, was solls ich nehme doch lieber den Bus. Genau in dem Moment fuhr ein Auto ran und der junge Fahrer winkte mich zu sich her. Überrascht öffnete ich die Türe und fragte ihn wo er hinmüsse. „Wohin musst du denn?“ fragte er zurück. „Memmingen“ – „Ja das passt, steig ein.“ Als ich nachfragte, meinte er, er müsse eigentlich nicht direkt nach Memmingen, aber ihm sei sowieso langweilig, also fuhr er mich zur Autobahnauffahrt in Memmingen. Dort stellte ich mich an den Straßenrand zur Autobahnauffahrt Richtung München. Kein optimaler Platz, weil die Autos keinen Platz haben um anzuhalten, aber das Wetter ist schön und ich versuche mein Glück einfach mal. Schon nach 10 Minuten stoppte ein Kleinbus und Sidri, der Fahrer einer Filmproduktionsfirma, kann mich bis nach München mitnehmen!

Sidri war richtig cool. Er ist auch extra einen Umweg für mich gefahren und lies mich dann an einer Autobahnraststätte in Richtung Salzburg raus. Sehr guter Platz, um weiter in Richtung Salzburg und Wien zu kommen. Nach einer kurzen Pause machte ich mich daran, Leute anzusprechen, um weiter nach Salzburg zu kommen. Nach etwa 15 Minuten traf ich Peter, einen österreichischen Pfarrer, der seit 45 Jahren in seinem Orden im Kongo lebt und dort Entwicklungsarbeit macht. Ein ruhiger, in sich ruhender Herr, der mit seinen 70 Jahren noch erstaunlich aktiv ist. Schon in seiner Jugend wollte er die Welt zu einem besseren Ort machen und in armen Ländern  Entwicklungshilfe leisten. Mir hat gefallen, wie treu er seinem Vorhaben gelieben ist und wie konsequent er dieses umgesetzt hat. Ich konnte ihn nicht davon abhalten, erneut einen Umweg für mich zu fahren. „Ich habe noch etwas Zeit und ich will ja, dass du so gut wie möglich weiterkommst.“ An der Raststätte am Mondsee verabschiedete ich mich dann von Peter und bedankte mich bei ihm. Für ihn schien das eine Selbstverständlichkeit zu sein, mich mitzunehmen und einen Umweg von etwa 40km zu fahren. An dem Rastplatz packte ich wieder etwas zu Essen aus, lehnte mich an ein Schild und genoss die noch sehr warme Sonne und das Gefühl der Freiheit, das mich überkam.

Nach dem Essen beschloss ich, mir einen Schlafplatz zu suchen. Ich hatte schon sehr viel Strecke gemacht und wusste es würde schon früh dunkel werden. Ich ging ein bisschen umher und fand einen kleinen Weg, der weg von der Raststätte, zu einer Wiese am See führte. Ich ging ihn hinab und wusste: Das wird mein Schlafplatz!

Die Nacht erste Nacht im Zelt war weniger bequem als in meinem Bett zu Hause, aber das Gefühl, das ich hatte, als ich am Morgen das Zelt aufmachte und direkt in der Natur war, war es wert…