Einmal Mönch, immer Mönch – Trampen in Tibet (China Pt. 6/6)

Von einem Auto zum nächsten reiste ich auf der Straßen über Berge und grüne Landschaften. Mittlerweile war ich in tibetischem Hochland angekommen. Ein Gegensatz zu allem, was ich bisher an chinesischer Landschaft gesehen hatte. Auch die Menschen sahen anders aus. Ihre Haut war dunkler. Es waren Tibeter.

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Mein nächster Halt war Xiahe, ein Tibetanisches Dorf, in dem ein bekanntes Kloster steht.

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Ich schlenderte durch das buddhistische Kloster und schloss ich mich später der kostenlosen Führung eines Mönchs an. Er erzählte uns, dass die Mönche hier aus verschiedenen Studienfächern wählen können, wie zum Beispiel „Philosophie“ oder „Traditionelle Medizin“. Das wird dann 15 Jahre lang studiert. Er habe Philosophie studiert, erklärte er nicht ohne einen Hauch von Stolz. Auf Rückfrage erklärte er, fast von der Frage überrascht, dass man natürlich, wenn man einmal Mönch ist, für immer Mönch ist. Das ist eine Lebensfrage. Man lebt dann hier in dem Kloster, arbeitet, betet und singt gemeinsam – das ganze Leben lang.

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Anschließend konnte ich die Mönchen bei ihrem morgendlichen Gesangsritual beobachten. Alle hatten rote buddhistische Gewänder an und trugen hohe gelbe Hüte. Sie saßen auf einer Treppe und der Gesang war beeindruckend. Während sie sangen wippten sie mit dem Oberkörper hin und her. Nach und nach fanden sich immer mehr Mönche auf der Treppe ein und bald saßen dort 50-60 Mönche in ihrem Gewand und sangen ihre Tibetanischen Gesänge. Verschiedene Frauen und Männer fielen auf die Knie und folgten offenbar einem trationellen Gebetsritual.

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Schließlich zogen die Mönche wild durcheinander ihre schwarzen traditionellen Stiefel aus und gingen in die Halle, um irgendwelche Papierschnipsel zu sortieren. Zurück blieben unzählige Stiefel.

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Spontan entschied ich mich dazu weiter in der tibetanischen Region zu trampen. Für 2 Yuan fuhr ich mit dem Taxi an die Abbiegung über die es von Xiahe auf einer Gebirgspiste nach Tongren gehen sollte. Vielleicht könne ich ja einen Traktor dort trampen. Es waren 100km nach Tongren, aber die Fahrt würde wegen entsprechender Straßenvehältnisse etwa 3 Stunden dauern. Doch die Szenerie sei genial. Was wollte ich mehr!

Als ich auf der Schotterpiste außerhalb von Xiahe stand, wusste ich sofort, dass ich hier schnell ein Auto finden würde. Zunächst trampte ich mit einem kleinem kleinen traktorähnlichen Gefährt. Er war nicht viel schneller als Schrittgeschwindigkeit. Darum leistete ich dem Fahrer nur kurz Gesellschaft. Nach 10 Minuten bat ich den Fahrer in tratitionell-Tibetanischem Gewand anzuhalten.

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Ich war umringt von Feldern und beobachtete eine Frau im Feld arbeiten. Fast das erste Auto nahm mich dann weiter mit. Sie fuhren nach Ganjia und waren sichtlich erfreut mich mitzunehmen. Aufgrund irgendeines Rituals mussten wir komische Konfetti-Papierschnipsel aus dem Auto werfen. An einem See machten wir kurz halt und fuhren dann weiter über grüne Hügel und eine Schotterpiste in ihr Dorf namens Ganjia. „Ganjia! Ganjia!“, schrie der Fahrer ständig als wisse er, was das bedeute.

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In dem Dorf luden sie mich zum Essen ein.

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Als ich gerade auf der Straße mit meinem Rucksack entlang lief, hielt ohne mein Zutun ein Auto mit zwei Tibetern, die mich gerne mitnehmen wollten. Sie sammelten noch einen weiteren jungen Mann mit seinem typischen Tibetanischen Gewand auf. Wohin sie unterwegs waren wusste ich nicht genau, doch es hatte wohl irgendwas mit Beten zu tun, das verstand ich. Sie wollten, dass ich mitkomme. Zunächst lehnte ich ab, da ich eigentlich kaum Zeit hatte, sagte dann aber im letzten Augenblick doch zu. So fuhren wir gemeinsam von dem Dorf über eine Schotterstraße ins offene Grün, über Hügel und vorbei an unterschiedlichen Felsformationen. Am Horinzont sah man eine riesige Felswand an der wie magisch die Wolken hingen. Sie zeigten dort in die Ferne und meinten dort würden wir hingehen.

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In den Bergen, weit ab der Zivilisation, kamen wir an einem buddhistischen Bergkloster an. Der freundliche Mönch verstand etwas Chinesisch und ich zeigte ich meinen Brief. Er übersetzte den beiden, woher ich komme und was ich mache.

Wir machten uns zurück auf den Weg ins Dorf, wo mir der eine anbot, bei ihm übernachten zu können. Nach einigem Hin- und Herüberlegen sagte ich zu und er freute sich. Ich war ziemlich müde und wir konnten kaum kommunizieren, dennoch lachten wir zusammen. Er führte mich in sein Dorf und durch ein Tor in seinen großen Garten. Platz war hier genug. Ich hatte das Gefühl, dass sein sehr einfaches Haus etwas größer war, als das der anderen, auch seine Kleidung und sein Auto sahen relativ gut aus.

 

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In dem Haus setzten wir uns in einen kleinen warmen Raum, der mit einem Ofen beheizt wurde. Auf dem Ofen wurde Tee gekocht und ich lernte seine Frau und seine Mutter kennen, die konzentriert eine Art traditionelle Rassel schwang. Danach ging sie in den Garten um zu beten. Ich bekam eine spezielle Speise, die aus verschiedenen Pulvern und Mehlen mit Wasser zu einem Art Teig geformt wurde.

Ich schlief auf der einen Seite des Tisches und er auf der anderen.

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Am nächsten Morgen machte ich mich wieder auf den Weg. Ich wollte nun ohne Umwege Peking erreichen. Ich war erschöpft und wollte nur noch in dort ankommen. Hier könnte ich bei Tales in der WG übernachten. Die Augen zu und durch. In der ersten Nacht schlief ich wieder auf dem Dach einer Raststätte und in der zweiten Nacht in den Autos, bei denen ich mitfuhr. Quasi mit letzter Kraft kam ich in Peking an.

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Es war zu viel passiert und ich brauchte eine Pause. Darum ging ich für die erste Nacht in ein Hostel, um mich ein bisschen zu erholen.

Die zwei Tage bei den brasilianischen Studenten waren großartig. Wir hatten eine Party in ihrer Wohnung und ich habe richtig coole Leute kennengelernt, die sich in meinen Augen wirklich etwas trauen für zwei Jahre in China zu studieren.

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Dann stand die endgültig letzte Etappe an. Von China in die Mongolei.

 

wDSC04197Mercedes G-Klasse

wDSC04184Porsche Cayenne

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wDSC04160Mein Schlafplatz in einem verborgenen Winkel der Raststätte. Im Erdgeschoss fand ich eine einsame offene Tür. Ich versuchte mein Glück hier. Dahinter war eine Treppe ohne Licht, dich ich hinaufstieg. Oben fand ich diesen Flur mit Hotelzimmern. Ich war mir ziemlich sicher, dass mich hier in der Nacht niemand stören würde. In der Ecke fand ich meinen Platz.

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Nach über 10 Monaten erreiche ich die Mongolei – per Anhalter aus meinem kleinen Heimatort in Deutschland.

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